Zucht, Ernährung, Aufzucht und Gesundheit bei Hühnern und Zwerghühnern
Durch meine langjährige Erfahrung in der Rassegeflügelzucht, kommen auf Ausstellungen oder auch bei mir zu Hause, viele Fragen über verschiedenste Themen rund um das Rassegeflügel auf.
Dieser Bericht soll nur eine Anregung für den interessierten Leser sein. Dies sind meine Erfahrungen, welche ich in den Jahren meiner Zucht selbst erleben durfte oder durch den Erfahrungsaustausch mit Zuchtkollegen erlangt habe.
Warum legen meine Tiere zu Beginn des Jahres nicht?
In den ersten Monaten des neuen Zuchtjahres, in welchen wir die Eier für unsere Brut sammeln, sind die Tage noch sehr kurz. Daraus folgt, dass den Tieren das nötige Tageslicht für die Produktion der Bruteier fehlt.
Um genügend Eier für die Brut zusammen zu bekommen, müssen die kurzen, düsteren Tage mit einer Lichtquelle „künstlich“ verlängert werden, sodass man auf ca. 14 – 16 Stunden „Tageslicht“ kommt. Nach Möglichkeit sollten die Zuchttiere während dieser Phase im Stall gehalten werden. Alternativ bietet man ihnen einen überdachten und trockenen Auslauf. Kombiniert mit einer ausgewogenen Futtergabe steht bei gesunden Tieren einer guten Legeleistung nichts mehr im Weg.
Wann beginne ich mit der neuen Brut?
Um die Jungtiere rechtzeitig für die jeweilige Ausstellungssaison in die nötige Reife und Blüte zu bekommen, sollten die Bruteier in folgenden Zeiträumen gesammelt werden:
Schwere Rassen: Januar – März
Leichte Rassen: Februar – April
Zwerghühnern: März – Ende April
Grundsätzlich ist eine „künstliche“ Brut zu jeder Jahreszeit möglich. Hierbei ist zu beachten, dass ein Kükenschlupf bis zum Spätsommer abgeschlossen sein sollte. Somit können sich die Tiere bis zum Winter soweit entwickelt haben, um den Winter draußen im Stall eigenständig zu überleben.
Mögliche Probleme bei der Brut
Problem:
Nur wenige der in die Brutmaschine eingelegten Eier sind befruchtet bzw. nach der abgelaufenen Brutzeit schlüpfen die Küken nicht!
Woran kann es liegen?
Sehr oft liegt es an der falschen Ernährung.
- Wenn die Tiere mit zu viel Weichfutter (Brot oder Brötchen) gefüttert werden, kann das ein Grund für eine schlechte Befruchtung sein. Durch die Fütterung von Weichfutter, können die Tiere schnell verfetten. Gerade Alttiere neigen dazu, dass sie bei einer starken Fütterung sehr schnell verfetten. Zum einen legen die Hennen in dem Fall weniger Eier, zum anderen verzichtet der Hahn aus Trägheit nahezu ganz auf den Tretakt.
- Durch eine zu eiweißreiche Fütterung (z.B. ausschließlich Legemehl) kann der Schlupf der Küken ebenfalls beeinträchtigt werden. Das Küken im Ei nimmt nur die für die eigene Entwicklung benötige Menge an Eiweiß auf, der überschüssige Rest verbleibt im Ei. Dadurch kann das Küken beim Schlupf, den zum Aufbruch der Schale benötigten Eizahn, von innen nicht richtig an die Schalenwand ansetzen, da es immer wieder abrutscht und dadurch letztendlich im Eiweiß ertrinkt.
- Die Fütterung von altem oder verdorbenem Geflügelfutter kann bewirken, dass das Brutei befruchtet ist, aber der Embryo nicht genügend Nährstoffe erhält und dann abstirbt. Hierbei ist das Vertrauen zum Futtermittelhändler sehr wichtig.
- Ebenfalls essentiell ist das regelmäßige und gründliche Reinigen der Futternäpfe und Tränken, sodass sich dort keine Pilze ansiedeln können.
- Eine tägliche Zugabe von Grünfutter ist von Vorteil.
Haltung und Pflege vor, während und nach dem Schlupf der Küken
Schon beim Einlegen der Eier in die Brutmaschine muss man sich Gedanken machen, ob man überhaupt genügend Platz für die Küken hat. Natürlich auch dann, wenn die Küken etwas älter und damit auch größer sind.
Es sollte nicht nur an die Ausstellungstrophäen gedacht werden, „an erster Stelle muss das Wohl der Tiere im Vordergrund stehen“!
Damit man auf die Hygiene im Stall besser achten kann, sollte der Auslauf des Geflügels mit den Tieren wachsen. Zustände, bei denen man wegen zu enger Tierhaltung den Boden unter dem Kot der Tiere nicht mehr erkennen kann, kommen zum Leid der Tiere leider zu genüge vor. Daher ist es von größter Wichtigkeit, sich vor der Brut über den Platzbedarf der Tiere zu erkundigen und diesen entsprechend bei der Planung zu berücksichtigen.
Bei der Aufzucht von Hühnern und Tauben ist es wichtig, dass die Küken eine gute Luftzufuhr bekommen. Sie benötigen mehr Sauerstoff als der Mensch! Es muss daher für genügend Frischluft gesorgt werden. Wichtig jedoch: Es darf kein Durchzug entstehen.
Ernährung der Küken
In den ersten Lebenstagen kann man Kükengrütze verabreichen. Dies ist ein mehlartiges Futter, welches vom Küken besser aufgenommen und verarbeitet werden kann. Später steigt man dann auf Pellets um. In der zweiten Lebenswoche, wenn die Küken schon etwas größer sind, gibt man dann Grünfutter (Gras, Brennnessel o. ä.) oder geraspelte Möhren hinzu.
Nach Möglichkeit sollte man eine Schale mit Quarzsand ab der ersten Lebenswoche aufstellen, sodass die Küken schon ein paar Magensteine zur besseren Verdauung aufnehmen können. Zudem sind noch kleine Kalksteinchen in dem Futter enthalten.
Ernährung der Junghennen
Die Junghennen füttert man nicht zu eiweißreich. Die „Damen“ sollten sich erst prächtig entwickeln, und sich möglichst lange Zeit lassen, bevor sie mit dem Legen beginnen. Zu eiweißreiche Fütterung könnte bewirken, dass sie zu früh mit dem Legen beginnen – dadurch wird das Wachstum gestoppt und es kann passieren, dass sie zu Beginn der Ausstellungssaison in die Mauser kommen.
Ernährung der Junghähne
Die „Herren“ bekommen ein spezielles, für Rassehähne entwickeltes Futter, in Pellet- oder Mehlform. Dieses hat einen höheren Eiweißanteil und damit wird ihr stärkeres Skelett beim Wachstum besser unterstützt. Zudem haben Hähne eine stärke Befiederung, die zur Entwicklung ausreichend Eiweiß benötigt. Zusätzlich kann man etwas Weichfutter, in Form von eingeweichtem Brot, welches mit Futterkalk und Bierhefe vermischt ist, dazugeben.
Bei beiden Geschlechtern muss zusätzlich genügend Grünfutter zur Verfügung stehen.
Die Sauberkeit
Es gibt Züchter, die denken bei Krankheitssymptomen der Tiere direkt an den Tierarzt. Nach dem Motto: „Wenn die Tiere krank sind, gehe ich zum Tierarzt, hole entsprechende Medikamente und das Problem ist erledigt“. Dies ist aber oft ein Trugschluss, da Krankheiten oft auch aufgrund mangelnder Sauberkeit im Hühnerstall zurück zu führen sind.
Geflügelställe müssen einmal im Jahr gründlich desinfiziert werden.
Regelmäßiges reinigen der Ställe ist natürlich oberstes Gebot. Durch den Kot der Tiere wird Ammoniak freigesetzt. Ist die Luft im Stall hierdurch verschmutzt, können hieraus Krankheiten der Atemwege entstehen (z.B. Schnupfen).
Tauben, welche in Volieren gehalten werden, suchen auf dem Boden immer wieder nach kleinen Steinchen, welche sie dann fressen, da diese zur Verdauung benötigt werden. Sind die Steinchen mit älterem Kot in Berührung gekommen, können sich die Tauben mit Krankheiten wie Kokzidiose, Würmern oder Salmonellen infizieren. Dieser Kot kann auch von in die Volieren „eingebrochenen“ Nagetieren oder Wildvögeln stammen!
Grundsätzliches zum Futter
Man bezieht das Futter nur vom Händler seines Vertrauens, wo es natürlich immer frisch ist, trocken gelagert wird und die Säcke geschlossen sind.
In zu altes Futter oder bei unsauberer Lagerung des Futters kann sich der Kornkäfer einnisten. Durch sein „Vorgehen“ wird die Futterqualität beeinträchtigt und die enthaltenen Nährstoffe können zerstört werden.
Noch ein Tipp:
Lassen Sie niemals Futterreste in der Futterkiste oder Tonne (je nachdem wie sie ihr angebrochenes Futter aufbewahren). Brauchen sie erst alles auf, reinigen Sie dann das Behältnis und lassen es ausreichend trocknen. Erst danach sollten sie einen neuen Futtersack einfüllen. So können sie die Bildung von Schimmel- oder anderen Pilzen und Keimen vermeiden, die für die Tiere natürlich schädlich wären.
Mein Tier sieht krank aus
Die Tiere haben sich nun prächtig entwickelt, aber ein einzelnes Tier erscheint uns krank. Sinnvoll ist es hier, das erkrankte Tier von den anderen Tieren zu separieren und weiter zu beobachten. Verbleibt es bei den anderen im Stall, ist vielleicht ein wenig später die ganze Herde erkrankt.
Viele Krankheiten können ohne Medikamente bekämpft werden. Hierzu kann man sich bei Zuchtkollegen, in entsprechender Literatur oder natürlich auch im Internet schlau machen. Denn grundsätzlich gilt zu beachten, dass durch Verabreichung von Medikamenten das Immunsystem der Tiere geschwächt wird und diese mit der Zeit immer anfälliger eine Erkrankung werden.
Wenn man jedoch feststellt, dass durch die dort erhaltenen Tipps und Ratschläge keine Besserung auftritt oder das Tier plötzlich starke Krankheitssymptome zeigt, sollte man einen Tierarzt zur Diagnose kontaktieren.
Sauberkeit im Auslauf
Große Herde und zu kleiner Auslauf – die Tiere laufen durch den Kot und erkranken an Kokzidien oder bekommen Würmer.
Tipps für gesunde Tiere
Wird ein großer Grünauslauf geboten, werden wir vitale Tiere haben.
Einmal wöchentlich empfiehlt sich, den Tiere einen Sud, bestehend aus: Apfelessig, Zwiebeln, Knoblauch und Oreganoöl ins Trinkwasser, zu geben. In der ersten Woche des Monats nimmt man 2 EL (des Sud´s) auf einen Liter Trinkwasser und die restlichen Wochen 1EL.
Impfungen
Kokzidiose:
Bei meiner ersten künstlichen Brut im Jahr 2002 zog ich um die 80 Küken. Nachdem ich sie aus der Kükenbox in einen meiner großen Ställe umgesetzt hatte, wurden die Tage wieder kälter und nasser. Nach ein paar Tagen saßen sie nur noch aufgeplustert in einer Ecke des Stalles. Wieder ein paar Tage später, schieden sie blutigen Kot aus. Sofort eilte ich mit ein paar Küken zum Tierarzt und er stellte die Diagnose, rote Kükenruhr oder Kokzidiose fest.
Die Ausfälle waren enorm. Die Küken, die es überlebten, entwickelten sich sehr schlecht.
Nach dieser Erfahrung holte ich mir Rat bei erfahrenen Züchtern und verabreiche seit 2003 „Paracox 8“ gegen Kokzidien. Seitdem ich diese Impfung durchführe, hatte ich keine durch Kokzidiose bedingten Ausfälle mehr.
Marek:
2018 gabs für meine Zucht wieder einen herben Rückschlag, da in meinem Bestand die sogenannte „mareksche Geflügellähmung“ auftrat und ich sehr viele Tiere dadurch verlor.
Seit 2019 lasse ich meine Küken gegen diese Krankheit impfen. U.a. hat der Stadtverband Essen hierzu Impfstation in Essen eingerichtet, wo er jährlich an verschieden Terminen diese nötige Impfung anbietet.
Meine Impfungen:
1.– 2. Lebenstag: „Marek“ Impfung kombiniert mit der „ILT“ Impfung. (freiwillig)
3. – 9. Lebenstag: „Paracox 8“ (gegen Kokzidien) (freiwillig)
später: 2 „IB“-Impfungen (infektiöse Bronchitis) (freiwillig)
Pflichtimpfung für alle Hühnerrassen:
Der gesamte Hühnerbestand muss alle 3 Monate mit dem „New-Castle“ Impfstoff geimpft werden. Hierzu erteilt der zuständige Tierarzt jeweils ein entsprechendes auf den einzelnen Halter der Hühner ausgestelltes Impfzeugnis, dass auf Anfrage des Kreisveterinärsamtes vorgelegt werden muss.
Ich hoffe mit diesen Ausführungen einen kleinen Einblick in die ausstellungsorientierte Geflügelzucht geben konnte. Für weitergehende Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.
Text vom 03.12.2020: Guido Beirowski, 1. Vorsitzender
Impfen
Impfungen
Kokzidiose:
Bei meiner ersten künstlichen Brut im Jahr 2002 zog ich um die 80 Küken. Nachdem ich sie aus der Kükenbox in einen meiner großen Ställe umgesetzt hatte, wurden die Tage wieder kälter und nasser. Nach ein paar Tagen saßen sie nur noch aufgeplustert in einer Ecke des Stalles. Wieder ein paar Tage später, schieden sie blutigen Kot aus. Sofort eilte ich mit ein paar Küken zum Tierarzt und er stellte die Diagnose, rote Kükenruhr oder Kokzidiose fest.
Die Ausfälle waren enorm. Die Küken, die es überlebten, entwickelten sich sehr schlecht.
Nach dieser Erfahrung holte ich mir Rat bei erfahrenen Züchtern und verabreiche seit 2003 „Paracox 8“ gegen Kokzidien. Seitdem ich diese Impfung durchführe, hatte ich keine durch Kokzidiose bedingten Ausfälle mehr.
Marek:
2018 gabs für meine Zucht wieder einen herben Rückschlag, da in meinem Bestand die sogenannte „mareksche Geflügellähmung“ auftrat und ich sehr viele Tiere dadurch verlor.
Seit 2019 lasse ich meine Küken gegen diese Krankheit impfen. U.a. hat der Stadtverband Essen hierzu Impfstation in Essen eingerichtet, wo er jährlich an verschieden Terminen diese nötige Impfung anbietet.
Meine Impfungen:
1.– 2. Lebenstag: „Marek“ Impfung kombiniert mit der „ILT“ Impfung. (freiwillig)
3. – 9. Lebenstag: „Paracox 8“ (gegen Kokzidien) (freiwillig)
später: 2 „IB“-Impfungen (infektiöse Bronchitis) (freiwillig)
Pflichtimpfung für alle Hühnerrassen:
Der gesamte Hühnerbestand muss alle 3 Monate mit dem „New-Castle“ Impfstoff geimpft werden. Hierzu erteilt der zuständige Tierarzt jeweils ein entsprechendes auf den einzelnen Halter der Hühner ausgestelltes Impfzeugnis, dass auf Anfrage des Kreisveterinärsamtes vorgelegt werden muss.
Ich hoffe mit diesen Ausführungen einen kleinen Einblick in die ausstellungsorientierte Geflügelzucht geben konnte. Für weitergehende Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.
Text vom 03.12.2020: Guido Beirowski, 1. Vorsitzender